Jaroslav Zaviačič – přednáška na kongresu Řím 2003

Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren!

Sechsjährige Kinder lernen das Schreiben u. a. als Mittel zur weiteren Ausbildung: Sie notieren Kurzfassung von verschiedenstem Lernstoff, durch das aktive Schreiben von Vokabeln lernen sie auch leichter Fremdsprachen.

In der Schule werden keine Analphabeten geduldet, sie bekommen gar keine Chance weitere Fächer zu studieren.

In der Computerzeit ergänzt die Technik den Lehrer. In jedem Unterrichtsfach gibt es zahlreiche Routinenübungen, bei denen der Lerneffekt in einer Gruppe gegenüber dem individuellen Unterricht viel zu niedrig ist. So lassen sich manche Schüler individuell nachschulen. In der Klasse aber gibt es – schon ökonomisch begründet – keine Möglichkeit, den 30 Schülern auch 30 Lehrer zur Verfügung zu stellen.

Ein programmierter Unterricht hingegen ermöglicht es. Unter dem Ausdruck „e-learning“ versteckt sich oft nur die Vermittlung von Lehrprogrammen.

In Tschechien gibt es e-learning seit über zehn Jahren. Und es ist keine Vermittlung eines Lernprogramms, sondern ein Bestandteil des Unterrichtsprozesses.

In einem Klassenraum können tatsächlich 30 statt üblichen 15 PC stehen. Und auch wenn nur ein Lehrer physisch den Unterricht überwacht und unterstützt, jedem Schüler steht ein „Privatlehrer“ zur Verfügung, in seinem PC versteckt.

Es ist nämlich ein Riesenunterschied zwischen einem Lernprogramm und einem programmierten Unterricht. Beim programmierten Unterricht wird jeder Schritt, jede Übung des Schülers ausgewertet, analysiert, seine Fehler notiert und die Folgeübung aus vielen Möglichkeiten und an ihn höchst persöhnlich angepasst – angeboten.

Der „physische“ Lehrer in der Klasse könnte so etwas sehr mühsam höchstens für zwei Schüler anbieten. Beim programmierten Unterricht hat er jedoch eine andere, nicht weniger wichtige Rolle: nach Bedarf sich immer nur einem Schüler widmen, einen Ratschlag geben, kontrollieren und ihn – überwiegend psychisch – unterstützen.

Als Illustration dieser Vielfalt des individuellen programmierten Unterrichtes sollten nun einige Freunde einen gekürztes Trainingszyklus starten. Leider etwas Undefiniertbares zwischen Microsoft und dem Himmel hat es unmöglich gemacht, ich muss mich entschuldigen bei Kollegen aus Deutschland, Polen und Tschechien, die Vielfalt der Übungen wird nun auf ihrem PC die (noch wenigstens zwei Tage bei zur nächsten Siegerehrung) regierende Weltmeisterin und meine nächste Mitarbeiterin Helena Matouskova vorführen.

Der „phyhische Lehrer“ hat bei der Leitung des e-learnings Unterstützung auf zwei Ebenen: aus der zuständiger methodischen Zentrale (in Tschechien – die Weltmeisterin Helena Matouskova, in Österreich – Weltmeisterin Vera Monz und Vize Franz Sager, in Deutschland – Weltmeisterin Steffi Wiele, in Polen die frühere Wettschreiberin und derzeitige Lehrerin Teresa Wawrzynek), mit vielen Möchlichkeiten durch Internet vermittelt, und in der Klasse vom „Privatlehrer“ in jedem PC. Der kann nicht nur analysieren und evidieren, sondern auch den „physischen Kollegen“ aufmerksam machen, wo etwas schief geht, wo er sich gezielt engagieren soll. Einer von zahlreichen Kontrollmechanismen dazu besteht in der grafischen Darstellung: Der Name jedes Schülers ist am Anfang jeder Unterrichtsstunde rot unterfärbt. Mit jeder erfolgreichen Übung wird aus rot gelb, später grün. Nach wenigen Minuten also bleibt die rote Farbe höchstens bei einem oder zwei Schülern, auf die sich der „physiche Lehrer“ konzentrieren kann. Überwiegend handelt es sich um eine Fehlinterpretation der Anweisungen. Falls sowas öfter passiert, ist dies ein Grund, die methodische Zentrale per e-mail zu kontaktieren.

Eben die drei Stufen – „Privatlehrer im PC“, „physiche Lehrer in der Klasse“ und die ständige Aktivitäten der methodischen Zentrale machen erst e-learning vollständig.

Die methodische Zentrale verbessert dank der Erfahrungen und Anregungen von Kollegen in den Schulen ständig das, was bei der nächsten technischen Installation der „Privatlehrer“ leistet. Aber nicht nur diese konkreten Anweisungen sind Materie der Entwicklung des programmierten Unterrichtes. Fast alle Übungen verzweigen zur Folgeübung nach vielen exakt definierten Kriterien, z. B. wieviel Fehler dürfen in einer Perfektionsübung höchstens gemacht werden, oder wieviel Anschläge müssen wenigstens geschrieben werden, um erfolgreich die Übung absolviert zu haben und zu der nächsten oder sogar mit Sprung um einige Übungen vorwärts weiter zu kommen.

Vor etwa 25 Jahren konnte ich als Autor diese Kriterien nur hypothetisch festlegen. Die jahrelange Optimierung hat nun in letzten zehn Jahren die Effektivität der tschechischen Version unseres programmierten Unterrichtes verdoppelt: damals kam ein Schüler nach 60 Unterrichtsstunden im Schnitt zur Übung 590, im Schuljahr 2002/2003 etwa zur Übung 1200. Und etwa 1300 Übungen der tschechischen Version sind derzeit so optimiert, dass kaum jemand Misserfolgsgefühle erlebt.

Nicht nur die Verbesserungen von Übungen, die Forschung, das Organisieren von zahlreichen motivierenden Internet-Wettbewerben, die Kooperation mit dem Programierer, die Optimierung der Kriterien, sondern auch intensive elektronische Kommunikation mit den „physischen Lehrern“ steht auf dem Tagesprogramm der methodischen Zentrale. Zusätzlich werden auch verschiedenen motivierenden Listen erstellt und veröffentlicht: Ergebnisse, Bestleistungen nach Geburtsjahr strukturiert, ständiger Vergleich zwischen einzelnen Schulen und zum Schulschluss auch Vergleiche einzelner Klassen.

Ökonomisch ist für die Schule beim echten e-learning vor allem günstig, dass die Löhne von 30 in PCs gut versteckten Lehrer in jeder Unterrichtsstunde nicht bezahlt werden müssen. Weitere Löhne werden durch die Tatsache gespart, dass man ohne einer Klassenteilung die ganze Klasse unter Leitung eines „physischen“ Lehrers stellen kann, was immer mehr Schulen tatsächlich machen, ohne den Lerneffekt zu beeinträchtigen.

Die methodische Zentrale verlangt in jedem Schuljahr für ihre Aktivitäten einen Beitrag, buchhalterisch „Lizenz“ genannt. Von diesem Betrag wird jedes Jahr bei den aktivsten und erfolgreichsten Schulen ein relativ hoher Prozentsatz des Beitrages abgezogen. Das motiviert nicht nur, die Vorteile des programmierten Unterrichtes zu genießen, sondern auch von der methodischen Zentrale initiierte Aktivitäten (z. B. Wettbewerbe oder modern konzipierte Prüfungen aus der Textverarbeitung) mitzumachen und damit den Effekt des Unterrichtes wesentlich zu verstärken.

Bei Internet-Wettbewerben ist vom Lehrer nur die Anweisung an die Schüler weiterzuleiten und die fertigen Dateien per E-Mail zu schicken. Ein gutes Beispiel konnten wir vor einigen Wochen auf internationaler Ebene beim Internet-Wettbewerb sehen, den wir in Kooperation mit den italienischen Intersteno-Kollegen durchgeführt haben.

Die Wettbewerbe per Internet absolvieren bei uns Tausende Schüler. Nur die besten qualifizieren sich dann zu einem System von Pokal-Wettbewerben: Jedes Jahr gibt es einen Wettbewerb für alle Kinder aus den Grundschulen, also etwa bis 15 Jahren (es ist extrem wichtig mit der Tastatur im Alter von 9 bis 10 Jahren zu beginnen), einen Pokal-Wettbewerb für die erste Klassen von Oberschulen (wie Handelsakademien oder Industrieschulen), einen für die zweite Klassen, einen für die dritten Klassen, einen für alle Schüler und Studenten und eine offene Meisterschaft in Tschechien für alle Alterskategorien.

Bei diesen Wettbewerben bemühen wir uns auch, die Attraktivität unserer Tätigkeit zu erhöhen. Falls ein Wettbewerb für Zuschauer uninteressant ist, entstehen keine Artikel, keine Interviews oder TV-Shows. Die Pokalwettbewerbe finden immer in einer technisch gut ausgerüsteten Schule statt, wo üblicherweise 60 oder mehr Teilnehmer vernetzt arbeiten können. Sie reisen manchmal stundenlang an und es war früher sehr unökonomisch, wenn man oft zehn Stunden reisen musste, dann 10 oder 30 Minuten schrieb, ein Diplom bekam und dann wieder die Heimreise antreten musste.

Unsere Pokalwettbewerbe sind deswegen immer so organisiert, dass es gleich am Nachmittag des Anreisetages ein durch das Netzwerk gesteuertes Training gibt. Ein Zyklus von 37 Übungen (die Illustration bietet die Kollegin Helena bereits an) gilt als Nominierung, dann folgen die ZAV-Minuten, bei denen immer ein anderer Vorlagetext eine Minute lang abgeschrieben wird, aber als Leistung immer nur die Hälfte der Verbesserung notiert wird. Wenn also jemand immer genau 400 pro Minute erreicht, hat er als Leistung nach 1. Minute 200, nach der 2. Minute 300, dann 350, 375, usw. Kein Zufall kann die Endleistung beeinflussen, man ist lange voll motiviert und versucht, seine Leistung noch um ein paar Anschläge zu verbessern. Und das Schönste dabei – die Entwicklung, die ständig sich ändernde Ergebnisliste, wird kontinuierlich gezeigt. Mit mehreren Teilnehmern von verschiedenen Schulen oder sogar Ländern entsteht eine Formel-1 Atmosphäre. Nicht nur die Lehrer, sondern auch andere offizielle Gäste und vor allem Journalisten als Beobachter dieser Ergebnisliste erleben dabei die spannende Atmosphäre, und es gibt genug Gelegenheit, die Entwicklung zu kommentieren und entsprechende Informationen dabei zu formulieren.

Leider auch diese vorgesehene Demonstration eines ZAV-Minuten Wettbewerbes können wir nicht zeigen, als kleiner Ersatz bieten wir zum Schluss eine Demonstration des tschechischen Systems der Maschinenstenografie für üblichen PC. Unter Word, auf Tschechisch. Es wird auch eine Illustration der Tatsache, dass die moderne Texterfassung und damit unsere Wettbewerbe nicht nur Vergleich für die flinke Finger und ihre gute Technik, der Qualität der Tastatur, sondern auch des eingesetzten Editors und vor allem der Abkürzungssysteme und damit der Intelligenz des Wettschreibers in Computerzeit geworden sind. Ähnlich und logisch wie bei Wettbewerben im Kurzschrift als Leistung nicht die ausgeführte grafische Elemente, sondern die Menge des erarbeiteten Textes zählt.

Danke für die Aufmerksamkeit.

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