Přednáška Jaroslav Zaviačič – Hannover 2001
Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren!
Eine verantwortliche Schule orientiert sich in der Ausbildung ihrer Absolventen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft.
Sollte die Schule auf das Erlernen des Lesens und Schreibens verzichten, verstehen ihre Absolventen statt Aufschriften nur die Piktogramme, unterschreiben tun sie mit drei Kreuzen, sie lesen keine Zeitungen und Bücher, beim Chatten im Internet beschränken sie sich überwiegend auf Bilder und Symbole als Ersatz für „ideenverdächtigen“ Text.
Die Folgen des Analphabetismus sind nicht nur für den betroffenen Menschen, sondern auch für seine Umgebung bitter.
In der Computerzeit ist eine neue Art des Analphabetismus entstanden – der Tastaturanalphabetismus.
Ein Referent hat früher seiner Sekräterin oder Schreibdame diktiert. Die Schule hat aber nicht rechtzeitig erkannt, dass die Referenten, Ärzte oder Polizeibeamten in der Zukunft ihre Texte selbst am PC erfassen werden, die Schule hat mit der effektiven Tastaturbeherrschung überwiegend nur die künftigen Schreibkräfte vertraut gemacht.
Der Tastaturanalphabetismus ist deswegen paradoxerweise auch unter der Intelligenz stark verbreitet. Damit auch unter denen, die das Sagen haben.
Kann aber ein intelligenter, jedoch seit Geburt blinder Mensch, im Bereich der Farbenästhetik, oder ein Nichtschwimmer, im Bereich des Wassersports, die besten Entscheidungen treffen?
Die Tastaturanalphabeten haben keine eigene Erfahrung damit, dass die qualifizierte Tastaturbeherrschung nicht nur höhere Geschwindigkeit und Perfektion, sondern auch besseren Gedankenablauf bei der Texterfassung bedeutet. Falls ein Text zügig ohne Unterbrechungen „in einem Fluss“ geschrieben wird, gehen auch manche Ideen nicht verloren.
Die Folgen des Tastaturanalphabetismus bei einem Referenten, Arzt oder Polizeibeamten sind also niedrigere Arbeitsproduktivität, gedankenärmerer Inhalt seiner schriftlichen Ausführungen und eine höhere Fehlerquote.
Ein Schuldirektor als Tastaturanalphabet unterschätzt oft die Rolle des Tastschreibens für das weitere Studium und die intelektuelle Arbeit der Absolventen seiner Schule.
Bei den Konstrukteuren in der Hardwarebranche sehen wir die Folgen schon heute deutlich: Es werden für das effektive Schreiben kaum brauchbare Tastaturen angeboten.
Auch die zuständigen Beamten der EU, die die PC-Führerschein-Prüfung gestaltet haben, gehören kaum unter die Tastaturalphabeten. Bei der ECDL-Prüfung werden Kenntnisse verlangt, welche die Produktivität der Büroarbeit um einige Prozente erhöhen; aber die Beherrschung der Tastatur, die im Schnitt in der Praxis um 200 % die Produktivität erhöht, bleibt einfach vergessen.
Was würde ein Auto-Führerschein wert sein, wenn der Anwerber die Bedienung von Blinker, Windschutzscheibe oder Heizung bei der Prüfung zeigen müsste, aber das Aufofahren selbst würde von ihm gar nicht verlangt?
Wenn ein intelligenter Tastaturanalphabet 30 – 60 Stunden in das Lernen des Tastschreibens investiert, gewinnt er diese Zeit bald wieder zurück und er wird die Ausnutzung der neuen Technik nicht mehr als Ersatz für das Tastschreiben, sondern als sinnvolle Hilfe für eine konkrete Situationen ansehen:
Scannen statt Abschreiben, Spracherkennung statt Tastschreiben lohnt sich nur dann, wenn die technische Ausführung (Scannen bzw. Spracheingabe) mit nachträglichen Korrektur kürzer als das Tastschreiben alleine ist. Durch die technische Automatisierung entsteht zusätzlich die Gefahr von inhaltlichen Fehlern, die bei der Korrektur kaum mehr erkannt werden können.
Ob in der Zukunf der Tastaturanalphabetismus eingedämmt werden kann, liegt am Schulwesen, an den besten Fachleuten aus der Branche Texterfassung, auch an diesem Auditorium, an der Intersteno.
Für die zukunftsorientierte Schule ist das Lehren des Tastaturschreibens ähnlich wichtig wie das Lehren des grafischen Schreibens, und zwar spätesten zu der Zeit, wenn ein junger Mensch im Umgang mit Computern die ersten Textelemente aktiv benötigt. Gleichzeitig soll der Tastaturanalphabetismus bei Erwachsenen, vor allem bei der Intelligenz, bekämpft werden.
Und zwar schnell, motivierend und billig.
Schnell und motivierend heißt: individuell, nicht in der Gruppe, nicht in gleichem Tempo der Lehrschritte, wo viel Zeit verloren geht, trotz Ansätzen von besten Lernprogrammen, weil ein Lehrgang nicht der individuellen Talent-Strukturierung entsprechen kann und die motivierende Spiel- und Wettbewerbsatmosphäre fehlt.
Billig lernen: Trotz die individuellen Betreuung von jedem Schüler sollen in einem Klassenraum keine üblichen 15, sondern über 30 Schüler unter Leitung eines Lehrers unterrichtet werden.
Schnell und billig heißt beim Erwachsenen im Zeitalter des Internet: zu Hause oder im Büro lernen, wann immer es zeitmäßig passt und Spaß macht.
Mit der Weltmeisterin von Lausanne und seit etwa 12 Jahren meiner engsten Mitarbeiterin, Helena Matoušková, möchten wir einige Steinchen aus dem Mosaik des ZAV-Unterrichtes demonstrieren.
Es ist nämlich die Methode, die jährlich etwa 20.000 Leute extrem schnell, billig und motivierend begleitet. ZAV ist am Ende der fünfziger Jahre entstanden und seit dieser Zeit in zahlreichen Details optimiert worden.
Die technische sowie methodische Unterstützung wird tschechisch oder deutsch durch Internet-Adresse www.zav.cz vermittelt. Bei der Übertragung aus der tschechischen in die deutsche Version hat überwiegend Franz Sager mitgewirkt.
Demonstration der Internetseite www.zav.cz.
– Schule ZAV, Prüfungen, Wettbewerbe (eigene, sowie in Kooperation mit der tschechischen Stenografenzeitung), Interinfo Tschechien.
Unter Schule ZAV:
– Kabinet (Installationen für Schulunterricht mit Anweisung), Lehrzimmer (Infos für die Lehrer, Lehrplan, FAQ), 1. – 7. Klasse (Schreiben, Gramatikalisches, Fremdsprachenwörter).
Am Bildschirm der Schüler in einer Klasse wird beim ZAV-Unterricht der Lehrer informiert:
Laufende Übung; Heutige Leistung – Farben zeigen dem Lehrer, wo er helfen soll; Name – erleichtert die Kontrolle, ob nicht ein anderer Schüler „eingesprungen“ ist; Laufende Note – drei Dezimalstellen, motiviert zum freiwilligen Üben.
Der individuelle Ablauf des Lehrganges ist durch nummerierte Übungen reguliert – jede absolvierte Übung wird ausgewertet und je nach dem Ergebnis kann man einige Übungen überspringen, die Übung wiederholen, oder auch zurückfallen (z. B. nach einer längeren Pause).
In der meisten Schulen werden Listen mit erreichten Übungsnummern ausgehängt. Wer zu langsam Fortschritte macht (Gründe: Legastenie, ungeschickte Finger, schwache Leser, unfaire Einstellung zum Training), ist durch die laufende Note gezwungen mehr zu üben. Es gibt auch Möglichkeit eigenen Lehrgang mit Code nach Hause zu übertragen. Als Optimum für das Erlernen des Tastschreibens zeigt es sich zwei Stunden pro Woche ein Jahr lang, aber z. B. in der Westböhmischer Universität Pilsen gibt es nur 1 Stunde pro Monat, trotzdem haben alle Absolventen die Prüfungen gut bestanden.
Regelmäßig wird die Liste mit 300 Fortgeschrittensten aus ganz Tschechien auf der ZAV-Internetseite aktualisiert.
Für die Fortgeschrittenen werden Internet-Wettbewerbe angeboten.
Beispiel vom Juni: Schüler aus Tschechien sowie auch aus Regensburg, Meitingen, Wien und Neukirchen haben teilgenommen. Die Ergebnisse der tschechischen Teilnehmer dienen als Nominierung für eine Reihe von Pokal-Wettbewerben, bei denen sich die Schüler der Grundschulen, bei anderem Wettbewerb der ersten bis dritten Schuljahres der Oberschulen treffen. Als Höhepunkt der Pokal-Wettbewerbe ist ein internationaler Wettbewerb, zumeist in der Handelsakademie Hodonin, gesehen.
Diese Pokal-Wettbewerbe sind mit einem Programm für zwei Tage vorgesehen. Am Anreisetag findet ein vom Computernetz gesteuertes Training statt. Der Ablauf wird mit einem Video-Beamer übertragen und ist damit auch zuschauerattraktiv. Am Abend Erfahrungsaustausch, oft mit einem Seminar. Zweiter Tag Wettbewerb, alle Arbeiten werden im Netz oder wenigstens – wie hier in Hannover – mit dem Programm ZAV-JURY ausgewertet.
Bei der Lehrmethode ZAV entspricht die Reihenfolge der erlernten Zeichen grundsätzlich der Frequenz der Buchstaben in den einzelnen Sprachen, gefährliche Symetrie wird eliminiert. In manchen Lehrprogrammen werden z. B. die Buchstaben „e“ und „i“ gleichzeitig gelehrt. Das erhöht die Fehler-Quote.
Das Erlernen jedes Buchstaben läuft über vier Phasen ab:
Transformation; Technik; Perfektion; Koordinierung
Zu jeder Phase wurden vier bis fünf spezielle Übungen demonstriert und beschrieben.
Wer gut auf der Tastatur schreibt, arbeitet sehr mechanisch und kann sich parallel mit dem Inhalt des geschriebenen Textes beschäftigen. Beim guten Tastaturschreiber werden keine Einzelzeichen bearbeitet, sondern ganze Zeichenketten (z. B. Wörter). Das ermöglicht auch verschiedene Unterrichts-Routinen (gramatikalisches Trainieren, Lernen von Fremdsprachenwörtern) an die fortgeschrittene Tastaturalphabeten anbieten.
Demonstration und Beschreibung zum Training Deutsch-Tschechisch.
Aufgrund des Zeitlimits dieses Referates kann leider nicht näher auf diese analytische Unterrichtsmethode, wie sie die kybernetischen Prinzipien ausnützt, zum Kapitel Fehleranalyse und Fehlerbekämpfung etc. eingegangen werden. Wir sind jedoch gerne bereit Fachseminare (eventuell auch mit praktischem Training) zu unterstützen.